Quiet Quitting
/von Berit GrünbergEin Trend in der Arbeitswelt. In der aktuellen Debatte kursieren zwei voneinander abweichende Definitionen: Quiet Quitting heißt wörtlich übersetzt „stille Kündigung“, wobei der Begriff in die Irre leitet.
Beschäftigte kündigen nicht wirklich. Vielmehr geht es darum, nein zu sagen und sich abzugrenzen. Das schließt Leistung nicht aus – aber eben nur im vereinbarten Rahmen. Danach bedeutet Quiet Quitting, dass man die sprichwörtliche „Extra-Meile“ nicht mehr geht.
Quiet Quitting: Eine Reaktion auf Überarbeitung und Burnout
Quiet Quitting ist vielfach als direkte Reaktion auf ein Arbeitsumfeld zu verstehen, in dem die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben zunehmend verschwimmen. Beschäftigte, die sich für diese passive Form des Widerstands entscheiden, signalisieren oft ihre Unzufriedenheit mit einer Kultur der ständigen Verfügbarkeit und der Erwartung, regelmäßig mehr zu leisten, als ihre Rolle erfordert. Diese Entwicklung kann als Versuch gesehen werden, ein gesünderes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben zu finden und Burnout zu vermeiden. Indem sie sich auf ihre vertraglich festgelegten Aufgaben beschränken, suchen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach Wegen, ihre geistige Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu schützen.
Auswirkungen auf Unternehmen und Arbeitskultur
Während Quiet Quitting auf individueller Ebene als Schutzmechanismus fungieren kann, wirft es Fragen über die langfristigen Auswirkungen auf die Unternehmenskultur und -produktivität auf. Unternehmen könnten feststellen, dass die kollektive Zurückhaltung, die „Extra-Meile“ zu gehen, zu einer Abschwächung des Innovationsgeistes und einer Verringerung der allgemeinen Arbeitsleistung führt. Andererseits zwingt dieser Trend Führungskräfte dazu, die Arbeitsbedingungen zu überdenken und möglicherweise positiv auf die Forderungen nach flexibleren Arbeitsmodellen, besserer Work-Life-Balance und einer gerechteren Verteilung der Arbeitslast zu reagieren.
Quiet Quitting als Chance für die Arbeitswelt
Interessanterweise kann Quiet Quitting auch als Chance betrachtet werden. Es bietet Anlass, die Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern neu zu definieren. Eine Kultur, die auf Vertrauen, Anerkennung und echtem Engagement basiert, könnte aus dieser Bewegung hervorgehen. Arbeitgeber sind nun mehr denn je gefordert, die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten ernst zu nehmen und Arbeitsumgebungen zu schaffen, die nicht nur die Produktivität, sondern auch das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern. Indem Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um Überarbeitung entgegenzuwirken und einen offenen Dialog über Erwartungen und Grenzen zu fördern, kann Quiet Quitting ein Weckruf für eine humanere und nachhaltigere Gestaltung der Arbeitswelt sein.
Wie kann ich wieder mehr "ich" sein im Job? Als Arbeits- und Organisationspsychologin und Karriere-Coach begleite ich Fach- und Führungskräfte in Hamburg und bundesweit bei der Stärkung Ihrer Karriere-Kompetenz. Gemeinsam klären wir Fragen wie: Was genau macht mich so unzufrieden im Job? Soll ich den neuen Job annehmen oder doch besser bleiben? Oder: Was muss ich tun, um meinen Traumjob zu bekommen? Das Ziel ist, dass Sie bald wieder zufrieden und erfolgreich sind – in einem Job, der wirklich passt.