Always-on-Mentalität
/von Berit GrünbergDie Always-on-Mentalität beschreibt das Gefühl, jederzeit erreichbar und produktiv sein zu müssen – ein Zustand, der sich in den letzten Jahren durch mobile Endgeräte und digitale Kommunikation verstärkt hat. Für viele Beschäftigte ist es heute selbstverständlich, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten E-Mails zu lesen, Nachrichten zu beantworten oder sich auf Meetings vorzubereiten. Diese permanente Verfügbarkeit, die anfangs vielleicht nach Effizienz klingt, kann jedoch zur Belastung werden und langfristig die Produktivität, das Wohlbefinden und die Karrierechancen negativ beeinflussen.
In einem Umfeld, das stetig digital vernetzt ist, scheint der Druck, immer auf dem Laufenden zu sein, ständig zu steigen. Unternehmen und Führungskräfte sehen die Always-on-Mentalität oft als notwendigen Bestandteil einer modernen, flexiblen Arbeitswelt – doch was sind die langfristigen Auswirkungen auf die Persönlichkeit, die Karriere und den Arbeitsalltag?
Einfluss auf die Karriere
Zu Beginn einer Karriere kann die Always-on-Mentalität als Vorteil erscheinen: Wer immer erreichbar ist, signalisiert Einsatzbereitschaft und Engagement. Für viele Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger oder diejenigen, die sich weiterentwickeln wollen, scheint dies wie ein Karrierebeschleuniger. Tatsächlich kann die Always-on-Mentalität in bestimmten Situationen zu schnelleren Aufstiegsmöglichkeiten führen, da sie in manchen Unternehmensstrukturen als Zeichen für hohen Einsatz und Flexibilität gilt.
Doch die Schattenseiten zeigen sich häufig erst nach einer gewissen Zeit: Dauerhafte Erreichbarkeit führt zu mentaler Erschöpfung und kann langfristig zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit führen. Wenn die Energie irgendwann nachlässt, wird das konstante Engagement möglicherweise nicht mehr gewürdigt – und das zuvor „normale“ Verhalten kann zum Problem werden. Eine ständige Erreichbarkeit kann die Karriere damit nicht nur vorantreiben, sondern auch behindern, da sie langfristig zur Erschöpfung führt.
Damit das Risiko für die eigene Karriere und Gesundheit nicht zu groß wird, kann es sinnvoll sein, das Thema in einem Karriere Coaching Hamburg gemeinsam mit einem professionellen Karrierecoach zu reflektieren. Typische Karriererisiken durch die Always-on-Mentalität:
Burnout und verminderte Leistungsfähigkeit
Ein klassisches Risiko der Always-on-Mentalität ist ein Burn-out, das durch fehlende Erholung und dauerhaften Leistungsdruck entsteht. Dabei sind es oft leistungsstarke Menschen, die zunächst Erfolge durch die erhöhte Erreichbarkeit verzeichnen, aber später darunter leiden.
Fehlende Innovationsfähigkeit
Wer ständig im „Leistungsmodus“ ist, nimmt sich kaum Zeit für kreative Pausen. Innovation und neue Ideen entstehen jedoch häufig in Phasen der Erholung und Reflektion, die durch die Always-on-Mentalität zu kurz kommen.
Gefühl der Fremdbestimmung
Wer sich immer im Dienst fühlt, verliert langfristig an Selbstbestimmung. Das führt zu Unzufriedenheit und Frustration – und mindert oft die Freude an der eigentlichen Tätigkeit. Diese emotionale Distanzierung kann sich negativ auf die berufliche Entwicklung auswirken, da Motivation und Engagement sinken.
Die Auswirkungen der Always-on-Mentalität auf die Persönlichkeit
Die Always-on-Mentalität kann verschiedene Facetten der Persönlichkeit, die sogenannten Big-Five, beeinflussen und verstärken. Menschen, die ohnehin leistungsorientiert sind, neigen dazu, das ständige Erreichbarsein als Teil ihres Arbeitsethos zu betrachten. Dies führt jedoch oft dazu, dass sie die eigenen Bedürfnisse und Grenzen vernachlässigen.
Einflussfaktoren auf die Persönlichkeit:
Perfektionismus
Personen mit einem hohen Anspruch an sich selbst finden oft schwer zur Ruhe, da sie ständig nach Verbesserung streben. Die Always-on-Mentalität verstärkt dieses Verhalten, weil sie keine Pausen erlaubt.
Selbstkritik und Erschöpfung
Wer das Gefühl hat, permanent erreichbar sein zu müssen, hinterfragt oft seine eigenen Grenzen und nimmt sich weniger Raum für Erholung. Dies kann zu Selbstkritik führen, wenn das ständige Engagement irgendwann nicht mehr geleistet werden kann.
Abnahme der Selbstregulierung
Wer ständig in Bereitschaft ist, verliert häufig die Fähigkeit zur Selbstregulierung. Dies zeigt sich etwa darin, dass Erholungsphasen zunehmend als Zeitverschwendung empfunden werden und die eigene Produktivität zu einem zentralen Lebensinhalt wird.
Wie kann man sich von der Always-on-Mentalität lösen?
Es gibt verschiedene Strategien, um die negativen Folgen der Always-on-Mentalität zu reduzieren und eine gesunde Balance zu finden. Wer lernt, bewusst Pausen zu setzen und klare Grenzen zu definieren, verbessert nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern steigert langfristig auch die berufliche Leistungsfähigkeit und das persönliche Wachstum.
Klare Arbeitszeiten definieren
Auch in flexiblen Arbeitsmodellen ist es wichtig, für sich feste Arbeits- und Erholungszeiten festzulegen. Regelmäßige Pausen fördern die Produktivität und verhindern die ständige Präsenz im Arbeitsmodus.
Digital Detox einführen
Bestimmte Zeiten oder Tage ohne digitale Kommunikation können dabei helfen, von der ständigen Erreichbarkeit Abstand zu nehmen. Die bewusste Reduktion von E-Mails und Anrufen außerhalb der Arbeitszeit entlastet das eigene System und fördert die Erholung.
Delegieren und Priorisieren
Eine ausgewogene Arbeitsverteilung ist essenziell, um nicht ständig erreichbar sein zu müssen. Wer sich bewusst auf Prioritäten konzentriert und unwichtige Aufgaben delegiert, kann die Erreichbarkeit reduzieren und sich auf wesentliche Aufgaben konzentrieren.
Unterstützung suchen
Der Austausch mit Führungskräften, Kolleginnen und Kollegen sowie im privaten Umfeld kann helfen, die negativen Effekte der Always-on-Mentalität zu erkennen und Lösungen zu finden. Manche Unternehmen bieten auch spezifische Programme zur Stressreduktion und Unterstützung im Umgang mit digitalem Stress an.
Chancen einer bewussten Balance
Eine bewusste Abgrenzung von der Always-on-Mentalität ist ein wesentlicher Schritt für mehr berufliche Zufriedenheit und Nachhaltigkeit. Denn in einer Arbeitswelt, die von ständigem Wandel und digitalen Medien geprägt ist, zählt nicht nur die Präsenz, sondern auch die Fähigkeit, sich regenerieren und fokussieren zu können.
Immer mehr Unternehmen erkennen die Bedeutung eines bewussten Umgangs mit der Always-on-Mentalität und fördern eine Unternehmenskultur, die auf klare Erreichbarkeiten und Arbeitszeiten setzt. Für Beschäftigte kann es dabei eine wertvolle Erfahrung sein, die eigenen Grenzen zu kennen und diese authentisch zu vertreten – nicht nur, um im Beruf langfristig erfolgreich zu sein, sondern auch, um ein erfülltes und ausgeglichenes Leben zu führen.
So ist der achtsame Umgang mit der digitalen Erreichbarkeit nicht nur ein Vorteil für die persönliche Entwicklung, sondern ein essenzieller Teil einer nachhaltigen Karriereplanung, die Resilienz und Wohlbefinden fördert.

Wie kann ich wieder mehr "ich" sein im Job? Als Arbeits- und Organisationspsychologin und Karriere-Coach begleite ich Fach- und Führungskräfte in Hamburg und bundesweit bei der Stärkung Ihrer Karriere-Kompetenz. Gemeinsam klären wir Fragen wie: Was genau macht mich so unzufrieden im Job? Soll ich den neuen Job annehmen oder doch besser bleiben? Oder: Was muss ich tun, um meinen Traumjob zu bekommen? Das Ziel ist, dass Sie bald wieder zufrieden und erfolgreich sind – in einem Job, der wirklich passt.