Arbeitszeugnis

Das Arbeitszeugnis ist ein essenzielles Dokument im Berufsleben von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Es enthält eine schriftliche Bewertung der erbrachten Leistungen sowie des Verhaltens während der Beschäftigungszeit in einem Unternehmen. Ein gut formuliertes und wohlwollendes Arbeitszeugnis kann die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich verbessern und spielt daher eine zentrale Rolle bei der Bewerbung um neue Stellen.

Arten von Arbeitszeugnissen

In Deutschland haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, wenn das Beschäftigungsverhältnis endet. Es gibt zwei Hauptarten von Arbeitszeugnissen, die sich in Umfang und Inhalt unterscheiden: das einfache Arbeitszeugnis und das qualifizierte Arbeitszeugnis.

Einfaches Arbeitszeugnis

Das einfache Arbeitszeugnis enthält lediglich Angaben zu den wesentlichen Fakten des Beschäftigungsverhältnisses. Dazu gehören:

  • Dauer der Anstellung
  • Art der Tätigkeit oder der Aufgabenbereich

Es wird keine Bewertung der Arbeitsleistung oder des Verhaltens gegeben. Ein einfaches Arbeitszeugnis wird in der Regel ausgestellt, wenn eine kurze Beschäftigungsdauer vorliegt oder wenn der Arbeitnehmer bzw. die Arbeitnehmerin es ausdrücklich wünscht.

Qualifiziertes Arbeitszeugnis

Das qualifizierte Arbeitszeugnis geht weit über die Informationen eines einfachen Zeugnisses hinaus. Es umfasst neben der Art und Dauer der Beschäftigung auch eine detaillierte Beurteilung der Leistung und des Verhaltens des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin. Typische Inhalte eines qualifizierten Arbeitszeugnisses sind:

  • Eine Beschreibung der Aufgaben und Verantwortungsbereiche
  • Bewertung der Arbeitsqualität und des Engagements
  • Einschätzung des Fachwissens und der Fähigkeiten
  • Beurteilung des Sozialverhaltens gegenüber Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten

Das qualifizierte Arbeitszeugnis wird von den meisten Unternehmen bevorzugt, da es potenziellen neuen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern einen umfassenden Einblick in die beruflichen Fähigkeiten und die Arbeitsweise des Bewerbers gibt.

Die rechtlichen Anforderungen an ein Arbeitszeugnis

In Deutschland muss ein Arbeitszeugnis bestimmten gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Es darf weder bewusst negativ noch irreführend formuliert sein, da es dem beruflichen Fortkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht schaden soll. Gleichzeitig muss es jedoch der Wahrheit entsprechen. Diese Kombination aus Wohlwollen und Wahrheitsgemäßheit ist eine besondere Herausforderung für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei der Erstellung eines Zeugnisses.

Wohlwollende Formulierungen

Ein Arbeitszeugnis muss so verfasst sein, dass es die berufliche Zukunft des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin nicht ungerechtfertigt behindert. Dies bedeutet, dass direkte negative Aussagen oder kritische Bewertungen unzulässig sind. Stattdessen verwenden Personalverantwortliche oft bestimmte Formulierungen, die positiv klingen, aber eine leicht abgewandelte Bedeutung haben können.

Wahrheitsgemäß und vollständig

Neben dem Wohlwollen ist auch die Wahrheitsgemäßheit ein wichtiger Grundsatz. Ein Zeugnis darf keine falschen Informationen enthalten und muss alle relevanten Aspekte der beruflichen Leistung und des Verhaltens korrekt widerspiegeln. Dabei muss es auch vollständig sein, was bedeutet, dass weder positive noch negative Fakten weggelassen werden dürfen, die das Gesamtbild verfälschen könnten.

Geheime Codes und Formulierungen im Arbeitszeugnis

In Arbeitszeugnissen finden sich häufig bestimmte Formulierungen, die auf den ersten Blick positiv wirken, aber eine spezifische, oftmals verschlüsselte Bedeutung haben. Diese sogenannten Zeugnis-Codes helfen, eine differenzierte Bewertung der Arbeitsleistung vorzunehmen, ohne dabei direkt negativ zu klingen.

Hier einige gängige Formulierungen und ihre Bedeutung:

  • „Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“: Dies ist die bestmögliche Bewertung und entspricht der Schulnote 1 (sehr gut). Sie zeigt, dass die Leistung überdurchschnittlich war und keine Wünsche offenließ.
  • „Zu unserer vollsten Zufriedenheit“: Diese Formulierung drückt ebenfalls eine sehr gute Leistung aus, jedoch ohne das zusätzliche Engagement, das bei „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ mitschwingt.
  • „Stets zu unserer vollen Zufriedenheit“: Dies steht für eine gute Leistung und entspricht der Schulnote 2. Der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin hat zuverlässig und gut gearbeitet.
  • „Zu unserer vollen Zufriedenheit“: Hierbei handelt es sich um eine befriedigende Leistung, vergleichbar mit der Schulnote 3. Es deutet darauf hin, dass die Anforderungen erfüllt, aber nicht übertroffen wurden.
  • „Hat sich stets bemüht“: Diese Formulierung wirkt harmlos, signalisiert jedoch, dass trotz der Bemühungen die Leistung nicht den Erwartungen entsprach, was als mangelhafte Leistung (Note 5) gewertet wird.

Diese Codierung ist so weit verbreitet, dass sowohl Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch potenzielle neue Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sie zu interpretieren wissen. Es ist daher wichtig, die Bedeutung dieser Formulierungen zu kennen, um Missverständnisse zu vermeiden oder das Arbeitszeugnis bei Bedarf korrigieren zu lassen.

Aufbau eines qualifizierten Arbeitszeugnisses

Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis folgt in der Regel einer bestimmten Struktur, die sich aus mehreren Bausteinen zusammensetzt:

  1. Einleitung: Hier werden die Personalien und die Dauer der Beschäftigung genannt. Dies ist ein rein sachlicher Teil, der die Rahmenbedingungen des Arbeitsverhältnisses beschreibt.
  2. Tätigkeitsbeschreibung: Dieser Abschnitt gibt einen detaillierten Überblick über die Aufgaben und Verantwortungsbereiche des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin. Es werden sowohl die Hauptaufgaben als auch besondere Projekte oder Erfolge hervorgehoben.
  3. Leistungsbeurteilung: In diesem Teil wird die Qualität der Arbeit bewertet. Hier wird beschrieben, wie gut die übertragenen Aufgaben erledigt wurden, wie groß das Fachwissen ist und ob der oder die Beschäftigte durch besondere Leistungen aufgefallen ist. Hier kommen die typischen Zeugnis-Codes zum Einsatz, um die Leistung differenziert zu bewerten.
  4. Verhaltensbeurteilung: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf das Sozialverhalten gegenüber Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen sowie Kundinnen und Kunden. Auch hier werden oft standardisierte Formulierungen verwendet, um das Verhalten als vorbildlich, gut oder befriedigend zu beschreiben.
  5. Schlussformulierung: Hier wird das Ende des Arbeitsverhältnisses thematisiert. Üblicherweise wird dem Arbeitnehmer oder der Arbeitnehmerin für die Zusammenarbeit gedankt, verbunden mit guten Wünschen für die Zukunft.

Rechte und Pflichten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben nicht nur das Recht auf ein Arbeitszeugnis, sondern auch darauf, dass dieses korrekt und vollständig ist. Sollte ein Zeugnis unzutreffende oder negative Formulierungen enthalten, können sie eine Korrektur verlangen. Dabei ist es wichtig, das Zeugnis genau zu prüfen und die enthaltenen Codes richtig zu verstehen.

In der Regel sollten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Arbeitszeugnis unmittelbar nach Erhalt prüfen und gegebenenfalls um Änderungen bitten. Es ist wichtig, dass das Zeugnis nicht nur inhaltlich, sondern auch formal korrekt ist, denn auch Rechtschreibfehler oder eine unübersichtliche Struktur können negativ auf zukünftige Bewerbungen wirken.

Bedeutung des Arbeitszeugnisses für die Karriere

Ein gutes Arbeitszeugnis ist von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, sich bei neuen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern zu bewerben. Es dient als Referenz und gibt einen ersten Eindruck von der Arbeitsweise, den Fähigkeiten und der Zuverlässigkeit des Bewerbers. Ein wohlwollendes, aber dennoch ehrliches Zeugnis kann die Chancen auf eine neue Anstellung erheblich verbessern.

Zudem kann ein Arbeitszeugnis als Nachweis für bestimmte erworbene Qualifikationen dienen, die in einer neuen Position von Bedeutung sein könnten. Es lohnt sich daher, das Arbeitszeugnis als wichtiges Instrument für den beruflichen Erfolg zu betrachten und sicherzustellen, dass es die eigene Leistung und das Verhalten korrekt und positiv darstellt.

Karriere Coach

Wie kann ich wieder mehr "ich" sein im Job? Als Arbeits- und Organisationspsychologin und Karriere-Coach begleite ich Fach- und Führungskräfte in Hamburg und bundesweit bei der Stärkung Ihrer Karriere-Kompetenz. Gemeinsam klären wir Fragen wie: Was genau macht mich so unzufrieden im Job? Soll ich den neuen Job annehmen oder doch besser bleiben? Oder: Was muss ich tun, um meinen Traumjob zu bekommen? Das Ziel ist, dass Sie bald wieder zufrieden und erfolgreich sind – in einem Job, der wirklich passt.