Lebenslauf

Der Lebenslauf ist das Herzstück jeder Bewerbung, und es ranken sich zahlreiche Mythen um ihn. Er vermittelt potenziellen Arbeitgebern einen kompakten Überblick über die beruflichen Stationen, Qualifikationen und Erfahrungen von Bewerberinnen und Bewerbern. Personalverantwortliche nutzen ihn, um einzuschätzen, ob eine Person für eine ausgeschriebene Position geeignet ist. Ein gut strukturierter Lebenslauf kann den Unterschied zwischen einer Einladung zum Vorstellungsgespräch und einer Absage ausmachen. Daher ist es besonders wichtig, den Lebenslauf übersichtlich, präzise und ansprechend zu gestalten aber zunächst zu einigen Mythen.

8 Mythen zum Thema Lebenslauf – was wirklich zählt

Der Lebenslauf ist oft das zentrale Dokument einer Bewerbung. Er bietet Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern die Möglichkeit, auf einen Blick die Qualifikationen, Berufserfahrungen und Fähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerber zu überblicken. Doch es gibt viele Mythen rund um dieses wichtige Dokument – manche davon sind veraltet, andere schlicht falsch. Dieser Text widmet sich einigen der hartnäckigsten Mythen, die den Lebenslauf betreffen, und räumt mit ihnen auf.

1. Mythos: Der Lebenslauf darf nur eine oder zwei Seiten lang sein

Einer der verbreitetsten Mythen ist, dass ein Lebenslauf niemals länger als eine oder gar zwei Seiten sein darf. Es ist allerdings viel wichtiger, die eigenen Qualifikationen und Erfahrungen vollständig darzustellen, anstatt krampfhaft auf eine bestimmte Seitenzahl zu kommen.

Die Wahrheit ist: Der Lebenslauf sollte so lang sein, wie es notwendig ist, um alle relevanten Stationen und Fähigkeiten klar und präzise darzustellen. Natürlich sollte dabei auf Wiederholungen und überflüssige Informationen verzichtet werden, aber wenn der Lebenslauf aufgrund der Berufserfahrung auf drei oder vier Seiten anwächst, ist das vollkommen in Ordnung – solange er klar strukturiert und gut lesbar ist.

Besonders bei Bewerberinnen und Bewerbern mit viel Berufserfahrung oder solchen, die in verschiedenen Branchen gearbeitet haben, ist es wichtig, die Erfahrungen ausführlich zu beschreiben. Eine 20-jährige Karriere lässt sich in der Regel nicht auf zwei Seiten sinnvoll zusammenfassen, ohne wichtige Informationen auszulassen.

2. Mythos: Der Lebenslauf muss chronologisch aufgebaut sein

Traditionell wird der Lebenslauf chronologisch aufgebaut – also beginnend mit der ersten Arbeitsstelle oder Ausbildung und endend mit der aktuellen Position. Diese Struktur ist jedoch nicht in Stein gemeißelt. Gerade in der heutigen, dynamischen Arbeitswelt hat sich der sogenannte reverse-chronologische Lebenslauf etabliert. Hierbei werden die aktuellsten Positionen an den Anfang gestellt, was Sinn ergibt: Personaler interessieren sich meist vorrangig für die letzten beruflichen Stationen und nicht für das, was vor 20 Jahren passiert ist.

Der Vorteil dieser Struktur liegt auf der Hand: Die relevanten und aktuellen Erfahrungen stehen im Vordergrund und sind für die Leserinnen und Leser sofort erkennbar. Gerade bei umfangreichen Lebensläufen, die mehrere Jahrzehnte Berufserfahrung umfassen, ist dies eine sinnvolle Herangehensweise.

3. Mythos: Jede Station muss detailliert beschrieben werden

Ein weiterer Mythos lautet, dass jede Station im Lebenslauf bis ins kleinste Detail beschrieben werden muss. Hier ist die Balance entscheidend. Besonders langjährige Positionen, die für die angestrebte Stelle relevant sind, sollten ausführlicher dargestellt werden. Dabei geht es weniger um allgemeine Beschreibungen, sondern um konkrete Erfolge und messbare Ergebnisse, die in dieser Position erreicht wurden.

Weniger relevante Positionen oder Tätigkeiten, die lange zurückliegen, können hingegen kurz gehalten oder sogar komplett weggelassen werden, wenn sie keinen Mehrwert für die aktuelle Bewerbung bieten. Weniger ist manchmal mehr, vor allem wenn es um irrelevante Informationen geht.

4. Mythos: Der Lebenslauf muss perfekt lückenlos sein

Viele Bewerberinnen und Bewerber machen sich unnötige Sorgen über kleine Lücken im Lebenslauf. Die Wahrheit ist, dass Lücken im Lebenslauf nicht automatisch negativ bewertet werden, solange sie gut erklärt werden können. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wissen, dass das Leben nicht immer linear verläuft. Ob eine längere Reise, eine Zeit der beruflichen Umorientierung oder familiäre Verpflichtungen – all das sind normale Teile des Lebens, die in den Lebenslauf gehören.

Wichtig ist jedoch, dass die Lücken im Lebenslauf transparent erklärt werden. Hier kann der Bewerber bzw. die Bewerberin durch Offenheit punkten, anstatt zu versuchen, diese Phasen zu verschleiern.

5. Mythos: Hobbys und Ehrenamt gehören nicht in den Lebenslauf

Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass persönliche Interessen und Hobbys im Lebenslauf nichts zu suchen haben. Das ist nicht ganz richtig. Hobbys und ehrenamtliche Tätigkeiten können wertvolle Informationen über die Persönlichkeit und Soft Skills einer Person liefern. Wer beispielsweise in seiner Freizeit ein Fußballteam trainiert, zeigt Führungsqualitäten und Teamgeist. Wer sich ehrenamtlich engagiert, beweist soziale Verantwortung und Organisationsfähigkeiten.

Natürlich sollte der Fokus im Lebenslauf auf den beruflichen Qualifikationen liegen, aber Hobbys, die Soft Skills unterstreichen oder auf andere Weise die Bewerbung unterstützen, können durchaus aufgenommen werden.

6. Mythos: Ein kreatives Layout macht den Unterschied

Es kursiert die Idee, dass der Lebenslauf durch ein kreatives Layout herausstechen muss, um positiv aufzufallen. Hier ist Vorsicht geboten: Form folgt Funktion. Das Design sollte den Inhalt unterstützen, nicht dominieren. Ein kreativer Lebenslauf mag in der Werbe- oder Designbranche angemessen sein, in konservativen Branchen wie dem Finanzwesen oder dem Rechtsbereich kann ein zu auffälliges Layout jedoch eher negativ wirken.

Wichtiger als ein ausgefallenes Design ist eine klare Struktur, die es den Leserinnen und Lesern ermöglicht, die relevanten Informationen schnell zu erfassen. Übersichtlichkeit, Struktur und Lesbarkeit sind entscheidender als ausgefallene grafische Spielereien.

7. Mythos: Zeugnisse sind nicht mehr so wichtig

Auch wenn die Bedeutung von Arbeitszeugnissen in einigen Ländern nachlässt, spielen sie im deutschsprachigen Raum immer noch eine wichtige Rolle. Sie sind oft ein zusätzliches Mittel, um die im Lebenslauf beschriebenen Fähigkeiten und Erfolge zu belegen. Arbeitszeugnisse sind daher keineswegs überflüssig, sondern sollten weiterhin sorgfältig geprüft und dem Lebenslauf beigefügt werden – insbesondere, wenn sie relevante Erfolge bestätigen oder besondere Qualifikationen hervorheben.

8. Mythos: Ein Lebenslauf muss nicht mehr unterschrieben werden

Ein weit verbreiteter Mythos ist, dass der Lebenslauf in Zeiten der Digitalisierung nicht mehr unterschrieben werden muss. Viele Bewerberinnen und Bewerber glauben, dass die Unterschrift überflüssig ist, insbesondere bei Online-Bewerbungen. Doch die Wahrheit ist: Eine Unterschrift verleiht dem Lebenslauf eine persönliche und verbindliche Note und signalisiert, dass die gemachten Angaben wahrheitsgemäß und vollständig sind.

Die Unterschrift hat nicht nur eine formale Bedeutung, sondern sie unterstreicht auch die Ernsthaftigkeit und Professionalität der Bewerbung. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber legen oft Wert darauf, dass Bewerberinnen und Bewerber ihren Lebenslauf eigenhändig unterschreiben, da dies als Zeichen für Sorgfalt und Authentizität gilt.

Selbst in Zeiten digitaler Bewerbungen lässt sich die Unterschrift leicht integrieren, indem sie eingescannt und als Bilddatei in das Dokument eingefügt wird. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Unterschrift am Ende des Lebenslaufs unter der Angabe des Ortes und des Datums platziert wird.

Auch wenn die Unterschrift rechtlich nicht zwingend erforderlich ist, kann sie helfen, einen positiven und verbindlichen Eindruck zu hinterlassen. Sie zeigt, dass Bewerberinnen und Bewerber den Prozess der Bewerbung ernst nehmen und hinter den im Lebenslauf gemachten Angaben stehen.

Die Bedeutung eines gut strukturierten Lebenslaufs – die Basics

Ein Lebenslauf sollte klar gegliedert und leicht lesbar sein. Personalverantwortliche nehmen sich oft nur wenige Minuten Zeit, um einen Lebenslauf zu überfliegen. Aus diesem Grund ist es entscheidend, dass alle relevanten Informationen schnell erfassbar sind. Eine übersichtliche Struktur hilft dabei, wichtige Punkte hervorzuheben und die Kompetenzen und Erfahrungen der Bewerberin oder des Bewerbers optimal zu präsentieren.

Aufbau des Lebenslaufs

Ein klassischer Lebenslauf besteht aus folgenden Abschnitten:

1. Persönliche Daten

  • Name, Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse
  • Optional: Geburtsdatum, Geburtsort, Staatsangehörigkeit, Familienstand
  • Ein Foto kann, insbesondere in Deutschland, weiterhin üblich sein. Es sollte jedoch professionell und in hoher Qualität sein.

2. Berufserfahrung oder Berufliche Meilensteine

Dieser Abschnitt ist der wichtigste Teil des Lebenslaufs. Hier werden alle relevanten beruflichen Stationen in umgekehrter chronologischer Reihenfolge aufgelistet, beginnend mit der aktuellen oder letzten Position. Jede Position sollte mit den folgenden Informationen versehen werden:

  • Bezeichnung der Position
  • Name des Arbeitgebers und Standort
  • Beschäftigungszeitraum (Monat/Jahr – Monat/Jahr)
  • Eine kurze Beschreibung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten sowie gegebenenfalls erzielte Erfolge oder besondere Projekte. Es ist wichtig, dass die beschriebenen Aufgaben und Tätigkeiten zur ausgeschriebenen Stelle passen und relevante Erfahrungen betont werden.

3. Ausbildung bzw. Studium und Berufsbildung

Hier werden Schulabschlüsse, Berufsausbildungen und Hochschulabschlüsse aufgelistet, ebenfalls in umgekehrter chronologischer Reihenfolge. Wichtige Informationen sind:

  • Bezeichnung des Abschlusses
  • Name der Institution
  • Zeitraum der Ausbildung oder des Studiums
  • Ggf. besondere Schwerpunkte oder relevante Projekte während der Ausbildung oder des Studiums.

4. Fort- und Weiterbildung

In diesem Abschnitt können Fortbildungen, Schulungen und zusätzliche Qualifikationen aufgeführt werden. Dazu gehören beispielsweise Sprachkurse, IT-Schulungen oder Fachzertifikate. Besonders bei Positionen, die spezifische Fachkenntnisse erfordern, sollten relevante Weiterbildungen hervorgehoben werden.

5. Sprachkenntnisse

Fremdsprachenkenntnisse sind in vielen Berufen von großem Vorteil. Es ist ratsam, die Sprachkenntnisse nach dem „Europäischen Referenzrahmen für Sprachen“ oder mit den gängigen Bezeichnungen wie „fließend“, „verhandlungssicher“ oder „Grundkenntnisse“ zu bewerten.

6. IT-Kenntnisse

In der heutigen Arbeitswelt sind IT-Kenntnisse häufig entscheidend. Je nach Position sollten hier relevante Programme oder Systeme aufgelistet werden, z. B. Office-Programme, spezielle Software oder Programmiersprachen.

7. Ehrenamtliche Tätigkeiten und Engagement

Dieser Abschnitt bietet die Möglichkeit, ehrenamtliches Engagement oder zusätzliche Projekte zu nennen. Solche Aktivitäten können auf wertvolle soziale und organisatorische Kompetenzen hinweisen.

8. Hobbys und Interessen

Dieser Punkt ist optional und sollte nur dann eingefügt werden, wenn die genannten Interessen einen Bezug zur angestrebten Position haben oder einen positiven Eindruck hinterlassen.

Die richtige Formatierung und Gestaltung

Neben dem Inhalt spielt die Formatierung des Lebenslaufs eine wichtige Rolle. Eine klare, gut lesbare Struktur sorgt dafür, dass Personalverantwortliche die relevanten Informationen schnell erfassen können. Hier einige grundlegende Tipps zur Formatierung:

  • Schriftart und -größe: Verwenden Sie eine seriöse und gut lesbare Schriftart, wie Arial oder Calibri, in der Größe 10 bis 12 Punkt.
  • Absätze und Überschriften: Gliedern Sie den Lebenslauf durch Absätze und aussagekräftige Überschriften. So kann der Leser oder die Leserin die einzelnen Abschnitte schnell finden.
  • Zeitliche Angaben: Achten Sie darauf, dass die Zeitangaben linksbündig stehen und die dazugehörigen Tätigkeiten rechts daneben. So entsteht eine klare Übersicht.
  • Lücken vermeiden: Lücken im Lebenslauf werfen Fragen auf. Versuchen Sie, Zeiten ohne feste Anstellung sinnvoll zu füllen, z. B. mit Weiterbildungen, Selbstständigkeit oder Ehrenamt.

Reverse Chronological oder Amerikanischer Stil?

Der sogenannte „Reverse Chronological“-Lebenslauf, bei dem die aktuellste Station zuerst genannt wird, ist die gängigste und empfohlene Variante. So sehen Personalverantwortliche sofort, wo Sie zuletzt gearbeitet haben und welche aktuellen Qualifikationen Sie mitbringen. Diese Variante ist besonders in Deutschland weit verbreitet und bietet eine klare, geradlinige Darstellung des Werdegangs.

Der „Amerikanische Lebenslauf“, bei dem mit dem Studium oder der Ausbildung begonnen wird, ist seltener und eignet sich vor allem für Personen, die kürzlich ihren Abschluss gemacht haben oder eine längere Phase der Arbeitssuche hinter sich haben. Durch den Fokus auf die Bildung wird die aktuelle Situation erst später thematisiert, was helfen kann, etwaige Zweifel zu zerstreuen.

Der Umgang mit Lücken im Lebenslauf

Es ist keine Schande, wenn der Lebenslauf Lücken aufweist, z. B. durch Arbeitslosigkeit, Krankheit oder berufliche Neuorientierung. Wichtig ist jedoch, wie man mit diesen Lücken umgeht. Hier einige Tipps, wie Sie Lücken im Lebenslauf geschickt präsentieren können:

  • Arbeitslosigkeit: Vermeiden Sie es, den Begriff „arbeitslos“ zu verwenden. Stattdessen können Sie „arbeitssuchend“ oder „berufliche Neuorientierung“ schreiben.
  • Reisen oder Sabbaticals: Wenn Sie eine längere Auszeit genommen haben, können Sie dies als „Sabbatical“ oder „persönliche Auszeit zur Weiterbildung“ angeben, sofern es für Ihre berufliche Entwicklung relevant ist.
  • Weiterbildung: Nutzen Sie Phasen ohne feste Anstellung, um Weiterbildungen oder Sprachkurse zu absolvieren. Dies zeigt, dass Sie die Zeit produktiv genutzt haben.

Lebenslauf für spezifische Branchen

Je nach Branche und Position kann es sinnvoll sein, den Lebenslauf auf bestimmte Anforderungen abzustimmen:

  • Kreative Berufe: In kreativen Branchen, wie der Medien- oder Designbranche, darf der Lebenslauf durchaus visuell ansprechender gestaltet sein. Hier können Farben und grafische Elemente verwendet werden, solange die Lesbarkeit und Professionalität erhalten bleiben.
  • Technische Berufe: In technischen Berufen liegt der Fokus auf konkreten Fähigkeiten und Qualifikationen. Hier ist es besonders wichtig, IT- und Fachkenntnisse sowie spezifische Projekte detailliert darzustellen.
  • Management und Führung: Für Führungspositionen sollten neben der Berufserfahrung auch Erfolge und Verantwortungsbereiche detailliert genannt werden. Zahlen und Fakten, z. B. erzielte Umsatzsteigerungen oder erfolgreich geleitete Projekte, können hier entscheidend sein.

Karriere Coach

Wie kann ich wieder mehr "ich" sein im Job? Als Arbeits- und Organisationspsychologin und Karriere-Coach begleite ich Fach- und Führungskräfte in Hamburg und bundesweit bei der Stärkung Ihrer Karriere-Kompetenz. Gemeinsam klären wir Fragen wie: Was genau macht mich so unzufrieden im Job? Soll ich den neuen Job annehmen oder doch besser bleiben? Oder: Was muss ich tun, um meinen Traumjob zu bekommen? Das Ziel ist, dass Sie bald wieder zufrieden und erfolgreich sind – in einem Job, der wirklich passt.