Scanner-Persönlichkeit
Sind Sie eine Scanner-Persönlichkeit? Stellen Sie sich vor, Sie betreten eine große Bibliothek voller Bücher. Statt sich ein einziges auszusuchen, nehmen Sie gleich mehrere mit nach Hause – neugierig auf jedes neue Kapitel. Genau so funktioniert das Denken und Handeln von Scanner-Persönlichkeiten: Menschen mit einem unstillbaren Wissensdurst und der Gabe, sich für die unterschiedlichsten Themen zu begeistern. Aber was bedeutet das für die Persönlichkeit, die Karriere und den Beruf?
Was ist eine Scanner-Persönlichkeit?
Scanner-Persönlichkeiten, oft auch als Vielbegabte oder Generalistinnen und Generalisten bezeichnet, sind Menschen, die sich nicht auf ein einziges Interessensgebiet festlegen können. Der Begriff wurde von der amerikanischen Autorin und Karriereberaterin Barbara Sher geprägt. Er beschreibt Personen, die sich in viele Themen gleichzeitig einarbeiten, diese mit Begeisterung erkunden und sich dann oft wieder neuen Herausforderungen zuwenden.
Während sich sogenannte „Taucher“ tief und langfristig in ein Thema vertiefen, streifen Scanner wie Entdecker durch eine Vielzahl von Möglichkeiten. Dabei geht es ihnen weniger darum, in einem Bereich zur Expertin oder zum Experten zu werden, sondern darum, ihre breite Wissenspalette ständig zu erweitern.
Typische Merkmale:
- Sie lieben Abwechslung und Neues.
- Ihre Interessen sind vielseitig und oft nicht miteinander verbunden.
- Routine langweilt sie schnell.
- Sie haben viele Ideen und setzen sie mit Begeisterung um, auch wenn der Abschluss mancher Projekte schwierig sein kann.
Herausforderungen im Berufsleben
Das Berufsleben kann für Scanner-Persönlichkeiten eine besondere Herausforderung darstellen. Viele traditionelle Karrieremodelle setzen auf Spezialisierung und Beständigkeit, was für Scanner oft das Gegenteil ihres natürlichen Arbeitsstils bedeutet. Lebensläufe, die von häufigen Wechseln oder vielseitigen Tätigkeiten geprägt sind, können bei Personalverantwortlichen leicht als „sprunghaft“ wahrgenommen werden.
Herausforderungen für Scanner-Persönlichkeiten:
- Schwierigkeiten, langfristig in einem Berufsfeld zu bleiben.
- Unverständnis von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern über häufige Jobwechsel.
- Selbstzweifel, da sie sich oft mit spezialisierten Kolleginnen und Kollegen vergleichen.
Wie Scanner-Persönlichkeiten ihre Stärken nutzen können
Trotz dieser Herausforderungen bringen Scanner-Persönlichkeiten einzigartige Fähigkeiten mit, die in der modernen Arbeitswelt zunehmend gefragt sind. Ihre Kreativität, Flexibilität und ihr breites Wissen machen sie zu wertvollen Teammitgliedern – besonders in Berufen oder Projekten, die Vielseitigkeit und Problemlösungskompetenz erfordern.
Möglichkeiten für Scanner-Persönlichkeiten:
- Projektbasierte Arbeit: Kurze Projekte bieten Abwechslung und die Möglichkeit, sich regelmäßig neuen Themen zu widmen.
- Jobportfolio: Verschiedene Jobs oder Tätigkeiten parallel ausüben, um verschiedene Interessen abzudecken.
- Selbstständigkeit: Scanner können ihre Vielseitigkeit in der Selbstständigkeit besonders gut ausleben, indem sie unterschiedliche Rollen übernehmen.
Karriere-Coaching und Karriereberatung für Scanner-Persönlichkeiten
Hier kommt Karriere-Coaching ins Spiel. Ein erfahrener Coach kann helfen, die Vielfalt an Interessen und Fähigkeiten einer Scanner-Persönlichkeit zu strukturieren. Ziel ist es, berufliche Strategien zu entwickeln, die sowohl den Wunsch nach Abwechslung als auch die Notwendigkeit von Stabilität berücksichtigen.
Themen im Karriere-Coaching:
- Klärung der beruflichen Ziele und Prioritäten.
- Entwicklung individueller Arbeitsmodelle wie Freelancing, Jobsharing oder ein Jobportfolio.
- Unterstützung bei der Selbstorganisation, um Projekte effektiv abzuschließen.
- Vorbereitung auf Bewerbungsprozesse, um vielseitige Stärken authentisch zu präsentieren.
Arbeitsumfelder, die Scanner-Persönlichkeiten fördern
Nicht jeder Arbeitsplatz ist für Scanner-Persönlichkeiten geeignet. Um ihr volles Potenzial auszuschöpfen, benötigen sie Arbeitssettings, die Flexibilität und Kreativität ermöglichen.
Geeignete Arbeitsumfelder:
- Unternehmen mit agilen Strukturen, die Raum für Innovation bieten.
- Berufe in der Kreativwirtschaft, z. B. Design, Werbung oder Medien.
- Beratende Tätigkeiten, die ein breites Wissen erfordern.
- Start-ups oder junge Unternehmen, in denen vielseitige Aufgaben gefragt sind.
Warum Scanner-Persönlichkeiten die Zukunft der Arbeitswelt prägen könnten
Die moderne Arbeitswelt verändert sich rasant. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass nicht nur Expertinnen und Experten gefragt sind, sondern auch Generalistinnen und Generalisten, die flexibel denken und handeln können. Scanner-Persönlichkeiten bringen genau diese Eigenschaften mit: Sie überblicken komplexe Themen, denken quer und sind oft die Ersten, die innovative Lösungen entwickeln.
Ihre Fähigkeit, sich schnell in neue Themen einzuarbeiten, macht sie zu wertvollen Mitgestaltenden in Zeiten des Wandels. Gerade in Bereichen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation können Scanner-Persönlichkeiten mit ihrem breiten Wissensfundament und ihrer Kreativität punkten.
Mit der richtigen Unterstützung erfolgreich durchstarten
Mit der passenden beruflichen Ausrichtung, einer gezielten Karriereberatung und einem Umfeld, das ihre Stärken fördert, können Scanner-Persönlichkeiten nicht nur beruflich ankommen, sondern auch ihre einzigartigen Fähigkeiten als echte Bereicherung für ihre Teams und Unternehmen einbringen. Es gilt, den Fokus nicht auf die scheinbaren Schwächen, sondern auf die vielen Möglichkeiten zu legen, die dieser Persönlichkeitstyp bietet.
Kritik an der Bezeichnung Scanner-Persönlichkeit
Die Bezeichnung Scanner-Persönlichkeit erfreut sich großer Beliebtheit, besonders in der populärpsychologischen Literatur und im Karriere-Coaching. Sie bietet Menschen mit vielseitigen Interessen und scheinbar unstillbarer Neugier eine Identität, die sie als positiv und wertvoll erleben können. Doch diese Typisierung wirft auch Fragen auf: Ist es wirklich sinnvoll, Menschen in solche starren Kategorien einzuordnen?
Ein genauer Blick auf die Kritik an der Bezeichnung Scanner-Persönlichkeit zeigt, dass Persönlichkeit oft zu komplex ist, um in einem solchen Begriff zusammengefasst zu werden.
Warum der Begriff Scanner-Persönlichkeit irreführend sein kann
Die Bezeichnung suggeriert, dass es sich um eine klar definierte Persönlichkeitsform handelt, ähnlich wie bei etablierten Modellen wie den Big Five. Doch im Unterschied zu wissenschaftlich validierten Konzepten basiert der Begriff Scanner-Persönlichkeit vor allem auf Beobachtungen und subjektiven Beschreibungen. Dadurch entstehen Vereinfachungen, die dem individuellen Facettenreichtum von Menschen nicht gerecht werden.
Ein häufiger Kritikpunkt: Menschen, die sich als Scanner-Persönlichkeit bezeichnen, neigen dazu, ihre Persönlichkeit festzulegen und als unveränderbar zu betrachten. Dabei handelt es sich in Wirklichkeit oft um hohe Ausprägungen in bestimmten Facetten von Persönlichkeitseigenschaften, die flexibel und veränderlich sein können.
Offenheit und Flexibilität als Erklärung
Viele Eigenschaften, die Scanner-Persönlichkeiten zugeschrieben werden, lassen sich gut durch das Big-Five-Modell der Persönlichkeit erklären. Dieses Modell beschreibt fünf grundlegende Dimensionen, die in unterschiedlichen Ausprägungen bei jeder Person vorhanden sind. Scanner-Persönlichkeiten zeigen häufig besonders hohe Werte in bestimmten Facetten der Dimension Offenheit für Erfahrungen:
- Konzeptionelle Innovation: Scanner-Persönlichkeiten lieben es, neue Ideen zu entwickeln und konzeptionelle Verknüpfungen herzustellen. Sie springen gedanklich zwischen verschiedenen Themenfeldern und schaffen oft kreative Verbindungen.
- Handlungsinnovation: Diese Facette beschreibt den Wunsch, neue Tätigkeiten auszuprobieren und sich immer wieder auf unbekanntes Terrain zu begeben. Routine und Wiederholung werden als langweilig empfunden.
Zusätzlich könnte eine ausgeprägte Flexibilität (oft Teil der Dimension Gewissenhaftigkeit oder Anpassungsfähigkeit) eine Erklärung für das Verhalten und die Präferenzen von Scanner-Persönlichkeiten sein. Flexibilität ermöglicht es, sich schnell an neue Aufgaben anzupassen und mit Veränderungen souverän umzugehen.
Vorsicht vor Typisierungen
Ein zentrales Problem der Bezeichnung Scanner-Persönlichkeit liegt in ihrer Tendenz zur Typisierung. Sätze wie „Ich bin eine Scanner-Persönlichkeit“ verleiten dazu, die eigene Identität auf eine vereinfachte Beschreibung zu reduzieren. Das kann problematisch sein, denn es besteht die Gefahr, dass Menschen sich selbst in einer starren Kategorie gefangen fühlen oder Eigenschaften, die nicht in diese Beschreibung passen, ignorieren.
Ein differenzierterer Ansatz wäre: „Ich habe hohe Präferenzen in den Bereichen konzeptionelle und Handlungsinnovation sowie Flexibilität.“ Diese Formulierung betont, dass Persönlichkeit facettenreich und dynamisch ist und dass es keine starre Einteilung in Persönlichkeitstypen gibt. Sie öffnet den Raum für eine individuelle Betrachtung, ohne Menschen in feste Kategorien einzuordnen.
Die Rolle von Karriere-Coaching und Karriereberatung
Karriere-Coaching und Karriereberatung können dabei helfen, Menschen mit vielseitigen Interessen differenziert zu betrachten, ohne sie in eine Schublade wie „Scanner-Persönlichkeit“ zu stecken. Statt Typisierungen anzuwenden, geht es im Coaching darum, individuelle Stärken und Präferenzen zu identifizieren und in den beruflichen Kontext zu übersetzen.
Mögliche Ansätze:
- Persönlichkeitsanalysen auf Basis wissenschaftlicher Modelle wie den Big Five, um individuelle Ausprägungen zu verstehen.
- Entwicklung maßgeschneiderter Karrierewege, die Offenheit und Flexibilität fördern, ohne auf starre Typisierungen zurückzugreifen.
- Förderung eines dynamischen Selbstbilds, das Veränderungen und Wachstum zulässt.
Die Kritik an der Bezeichnung Scanner-Persönlichkeit zeigt, wie wichtig es ist, Persönlichkeit nicht zu vereinfachen und stattdessen die Vielfalt individueller Eigenschaften zu berücksichtigen.
Quellen & Literaturtipps: